Der Wecker klingelt … nicht. Warum auch. Es ist Corona. Homeoffice mit einem Drittklässler und einem Kindergartenkind. „Wann beginnt eigentlich Homeoffice“ frage ich mich noch beim Wachwerden und beschließe dann Gleitzeit zu haben.
Klingt gut, gibt es das überhaupt für Lehrer? Ich bin ja grad nicht nur Arbeitnehmerin, sondern auch Lehrerin - ok. Grundschule, kann ja nicht so schwer sein.
Zwei Stunden später: „Mamaaaaa“ schreit mein Sohn aus meinem Büro. Richtig, das ist jetzt sein „Lernen zu Hause“-Zimmer, schließlich sei sein Schreibtisch zu voll und das Spielzeug lenke nur ab. Naja, im Büro kann er wenigstens nicht Alexa bitten, seine Matheaufgaben auszurechnen.
„Was ist Präteritum von ‚ihr schwimmt‘?“ schallt es durchs Haus. Keine Ahnung, ich gehe nicht gern schwimmen, folglich berichte ich auch nicht in der Vergangenheit darüber. Aber das kann ich ja nicht antworten. „Denk, denk, denk“, denke ich. Du hattest das doch auch mal - dritte Klasse ist doch erst 29 Jahre her. „Ihr schwammtet“ ruft die Stimme meines Sohnes weniger geduldig und auch etwas lauter. „Klingt schief“ rufe ich aus der Küche durch den Flur die Treppe hinauf. „Komm erstmal runter“ (im doppelten Sinne des Satzes). Damit gewinne ich Zeit und spreche in den Raum: „Alexa, was ist Präteritum von ‚ihr schwimmt‘?“ „Das habe ich leider nicht verstanden“ antwortet die blöde weiße Box auf der Anrichte. Toll - ich auch nicht.
Warum sagt man nicht einfach ‚ihr ward schwimmen‘ - versteht auch jeder. Egal, mein Sohn steht jetzt neben mir. Ich gebe vor keine Zeit zu haben, er solle erstmal mit Mathe anfangen. „Deutsch machen wir dann später gemeinsam“, verspreche ich und wähle mich in die Videokonferenz ein.
Ich verhalte mich unauffällig, schalte die Bildschirmkamera aus, damit man mich nicht im Schlafanzug sieht und lausche den bereits virtuell anwesenden Kollegen, wie sie über Kurzarbeit und finanzielle Probleme fachsimpeln, Betreuungsengpässe der Eltern und Corona als Verschwörungstheorie diskutieren … Zzzzzzz!
Ring. Ring. Ring. Der Wecker! Ich schrecke hoch. Dem Himmel sei Dank - Corona war doch nur ein Alptraum.
„Mama, Dein Chef ist am Telefon“ sagt mein Sohn, während ich noch versuche die Orientierung wieder zu gewinnen. „Er meint du möchtest bitte dein Mikro auch ausschalten, man hört dich im Zoom-Meeting schnarchen.“
Ach! Von der einfachen Vergangenheit mancher Verben keine Ahnung haben, aber Online-Besprechungs-plattformen kennen und perfekt aussprechen können, denke ich und frage nur: „Wie schaltet man das aus und wo ist eigentlich deine kleine Schwester?“
Meeting verlassen. Klick!
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